Donnerstag, 6. November 2008

Wilsdruffer schaffen natürliches Entwässerungssystem


Annett Heyse, Sächsische Zeitung vom 06.11.2008

In einer Schonung entsteht ein Regenrückhaltebecken. Demnächst werden dort 3000 Gehölze gepflanzt.

Von Weitem sieht die Schonung am Rande von Kaufbach aus wie immer. Dicht an dicht stehen die Blaufichten – irgendwann mal angepflanzt, dann wurde vergessen, sie zu ernten. Im Inneren der Schonung aber tut sich etwas.

Vor ein paar Wochen rückten Arbeiter mit Kettensägen an und schlugen in das Areal eine riesige Bresche von fasst 15000Quadratmetern. Mehrere hundert Bäume wurden abtransportiert. Es war die Vorbereitung für einen sogenannten naturschutzrechtlichen Ausgleich. Denn für die Erschließung und Versiegelung von zehn Hektar Land, wo die Erweiterung des Gewerbegebietes Hühndorfer Höhe munter voranschreitet, muss die Stadt Wilsdruff an anderer Stelle etwas für die Landschaft tun. Die verwilderte und undurchdringliche Monokultur nur einen Steinwurf vom Gewerbegebiet entfernt kam da gerade recht.

Hier ist nun ein dreistufiges Regenrückhaltesystem samt Becken entstanden. Das Oberflächenwasser vom Gewerbegebiet wird über größtenteils offene Gräben Richtung Schonung geführt. Die letzten achtzig Meter plätschert das Regenwasser in einem Rohr bis ins Becken, das inmitten der Schonung angelegt wurde. Es fasst 2800Kubikmeter Wasser. Verzögert wird das anfallende Wasser von da an über einen Bachlauf bis zum Kaufbacher Bach geleitet.

Dafür wurde ein neues Bachbett mit Steinen modelliert. Hier hinein fließt jetzt auch Niederschlagswasser, welches durch ein unterirdisches Rohr vom Autobahnrastplatz Dresdner Tor kommt. Dieses wurde auf etlichen Metern bereits freigelegt. Georg Schworm, Bauleiter bei der Firma Faber, steigt vorsichtig auf den neu profilierten Damm des Wasserreservoirs. Sofort klebt der Matsch fingerdick an seinen Schuhsohlen. Braunes Wasser steht in dem Becken. Schworm weist auf die Erdwälle. „Wir haben bereits Rasen angesät, damit sich der Hang verfestigt.“ Ab kommender Woche werden auch die Dämme und das Gelände rund um den länglichen Teich bepflanzt. 3000Bäumchen und Sträucher sind bestellt. „Aber keine Fichten. Wir pflanzen ufertypische Gehölze und viele Laubbäume“, erklärt Schworm. Darüber hinaus werden rund 8000Quadratmeter mit Rasen besät.

Es ist der erste Schritt in Sachen naturschutzrechtlicher Ausgleich. Später einmal, wenn das Gewerbegebiet wieder erweitert wird, soll Teil zwei folgen. Dann wird der unterirdische Entwässerungskanal der Raststätte komplett geöffnet und als Graben am Rückhaltebecken vorbeigeführt.

Die Bemühungen der Bauherren für einen Ausgleich in Sachen Natur finden übrigens schon Anhänger: Zahlreiche Rehspuren im lockeren Erdreich rund um das Rückhaltebecken zeugen von starkem tierischen Interesse an der Renaturierung.