Mittwoch, 1. Februar 2012

MMN - Wohngebiet Löbtauer Straße in Wilsdruff
Mittwoch, 1. Februar 2012
(Sächsische Zeitung
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Fawi-Gebäude weichen Wohnhäusern


Von Stephan Klingbeil




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Ist inzwischen Geschichte: Nach dem Abriss steht das alte Fawi-Verwaltungsgebäude seit Kurzem nicht mehr. Foto: Thorsten Eckert
Zwischen dem Wilsdruffer Steinbruch und den Kleingärten an der Löbtauer Straße sieht es aus wie nach einem Erdbeben. Tonnenweise Bauschutt ist alles, was von den alten Fahrzeugwerken Wilsdruff (Fawi) übriggeblieben ist. Die Bagger der benachbarten Firma Faber Bauunternehmung hatten dort das Kommando übernommen. In wenigen Wochen haben sie alles platt gemacht. Kipplaster beseitigen nun die Reste des früheren VEB Karosseriewerk Dresden – laut Rathaus war dieser 1990 noch einer der größten Arbeitgeber der Region.

Einst hätten dort 180 Menschen gearbeitet. In den vergangenen Jahren war das von vielen als Schandfleck titulierte Areal aber dem Verfall preisgegeben. Scheiben wurden zerstört, Müll abgeladen. Selbst der Lerchenbach wurde teilweise zugeschüttet. Jetzt machen die Baumaschinen den Weg frei für eine neue Wohnsiedlung. Insgesamt 53 Häuser mit Parkplätzen und Grünflächen sollen auf beiden Seiten der Löbtauer Straße errichtet werden.

Die eigenständige Faber Grundstücksgesellschaft mbH war mit der Entwicklung des Standorts beauftragt worden. Das Unternehmen aus dem pfälzischen Alzey ist seit Mai 2010 Eigentümer.

Zuvor hatte die Stadt auf ihr Vorkaufsrecht verzichtet, weil sie bei einem Kauf aus der Insolvenzmasse eine siebenstellige Summe hätte zahlen müssen. Vor dem Verkauf hatte man dort verhindern wollen, dass der Alt-Eigentümer das Areal erwirbt. Die Knaus Tabbert Group, Hersteller von Wohnmobilen, hatte 1991 den VEB übernommen. Der Betrieb bei Fawi wurde aber 1996 eingestellt. 2008 meldete der bayerische Mutterkonzern Insolvenz an.

Baustart spätestens 2013

Laut Rolf Hausmann, Chef der mit Abriss und Erschließung beauftragten Wilsdruffer Firma Faber, kann spätestens 2013 gebaut werden. „Es ist ein großer Gewinn für die Stadt, dass die Ruinen beseitigt, der Bachlauf freigelegt, Altlasten gesichert, die Regenwasserbilanz verbessert und über 200 Menschen einen Platz zum Wohnen finden werden“, sagt Bürgermeister Ralf Rother (CDU). Geprüft worden seien einst aber auch andere Ideen für das Areal.

So hatte etwa die Firma Erd- und Tiefbau Barth 2005 beantragt, einen Teil des Areals als Betriebshof mit Werkstatt, Lkw-Stellplätzen und einer Erdstoffdeponie zu nutzen. Das alte Sozialgebäude sollte in Eigentumswohnungen umgebaut werden. Dazu kam es nach der Insolvenz des Betriebs nicht mehr.

„Grundsätzlich bestand immer das Ziel, große Teile der Gebäude wegen des Verfalls abzubrechen“, sagt Rother. Und zudem habe sich noch herausgestellt, dass das Sozialgebäude wegen des Leerstands massive Bauschäden hatte, vor allem am Dach. „Ein Abbruch ließ sich nicht vermeiden“, sagt Rother. Umso größer war dann die Freude, dass sich ein privater Investor fand, der die Industriebrache abreißt und nachhaltig nutzen will.

Der Fahrplan dafür steht schon fest. Laut Hausmann soll im ersten Halbjahr 2012 der Bereich nördlich der Löbtauer Straße erschlossen werden. Elf Parzellen sollen dort entstehen. Wer dort bauen will, könnte in diesem Jahr damit anfangen. Die anliegenden Kleingärten würden darüber hinaus weiterhin mit Strom und Wasser versorgt. Die Anschlussverhältnisse für die Gartenanlage mussten dazu neu geordnet werden, weil das Leitungsnetz über Flächen des alten Fawi-Areals führte und nicht gesichert war.

Altlasten werden beseitigt

Baubeginn auf der gegenüberliegenden Straßenseite wäre dann 2013. Direkt auf dem ehemaligen Fawi-Areal sollen nach dem Abriss Planung und Vermarktung starten. Bis Jahresende seien die 42 Teilflächen auf der Südseite erschlossen.

Zuvor stünde jedoch auch noch die Bodensanierung an. Denn nahezu 15 Prozent der rund 45000 Quadratmeter großen Flächen sind seit 1948 mit Abfällen voll gekippt worden. Das Fawi-Gelände wurde seit 1942 industriell genutzt. Laut Wilsdruffs Bauamt waren dort Asche, Produktionsrückstände, Bauschutt oder auch Hausmüll von mehreren Unternehmen abgelagert worden.

„Ein Teil der Altlasten ist bereits beprobt“, erklärt Hausmann. „Alles wird deklariert und entsorgt.“ Wer dies übernimmt, sei noch offen. Geklärt sei hingegen, wer die Haufen mit Bauschutt abtransportiert und entsorgt. Was Faber nicht selbst für den Wegebau und die Entsorgung im eigenen Steinbruch verwenden kann und darf, schaffe die Firma Becker Umwelttechnik fort.